Volkszählung bei den Seehunden in der Tideelbe

(05.03.2020) Wie viele Seehunde halten sich auf den Wattflächen der Tideelbe auf? Dieser Frage gingen Bundesanstalt für Gewässerkunde-Wissenschaftler nun erstmals nach und ließen die Tiere ein Jahr lang zwischen August 2018 und Juli 2019 auf ihren Liegeplätzen zwischen Wedel und Cuxhaven zählen. Die Ergebnisse sind nun in einem Bericht veröffentlicht.

Schon seit Jahrzehnten sammeln Wissenschaftler Informationen über Bestand und Liegeplätze von Seehunden im Wattenmeer. Doch die Tiere dringen auch in die angrenzenden Ästuare – vor allem in die Tideelbe – vor. Dort sind ihr Bestand sowie die genaue Position ihrer Liegeplätze und deren Veränderung im Jahresverlauf jedoch weitgehend unbekannt.


Juveniler Seehund

Daher fand jetzt erstmalig im Auftrag der BfG die systematische Erfassung der Seehunde in der Tideelbe statt. Wissenschaftler fotografierten für die BfG von einem Beobachtungsflugzeug aus die Tiere bei Niedrigwasser auf ihren Liegeplätzen. Anschließend konnten die Forscher die Seehunde anhand der Bilder identifizieren und zählen.

Der untersuchte Bereich umfasste das Gebiet vom Mühlenberger Loch bis zur Elbmündung. Dr. Thomas Taupp von der BfG: „Eigentlich weiß man schon seit langem, dass die Seehunde vom Wattenmeer in die Tideelbe wandern.“

Wieviel Tiere sich dort aufhielten und wo sich diese befänden waren aber bis jetzt nicht bekannt. Dabei sind diese Informationen ein wichtiger Hinweis für den Zustand der Tideelbe. Denn Seehunde sind sensible Bioindikatoren und lassen beispielsweise Rückschlüsse auf die Wasserqualität und die Fischbestände zu.

Verbesserter Schutz für Seehunde

In den Monaten Januar bis Mai sowie von September bis Dezember zählten die Wissenschaftler pro Flug jeweils 65 bis 212 Seehunde. Zur Wurfzeit im Sommer zeigte sich dann ein deutlicher Anstieg auf 531 Tiere im Juni und 526 Tiere im Juli. Im August, während des Fellwechsels der Seehunde, sank die Zahl dann auf nur 280 Tiere.

Erfreulich war die große Anzahl an Jungtieren: Im Juni 2019 waren unter den 531 erfassten Seehunden 202 Jungtiere. Diese hielten sich fast ausschließlich im Mündungstrichter der Elbe auf. Einzige Ausnahme: Eine kleine Robbe lag auf den Watten nahe der Wischhafener Süderelbe/Brammer Sand gegenüber von Glückstadt.

Zusammen mit den Ergebnissen der trilateralen, länderübergreifenden Robbenzählungen im Wattenmeer kann zukünftig die Raumnutzung und die Bestandsentwicklung der Robben besser eingeschätzt werden. Positiver Nebeneffekt dabei: Auch der Tierschutz profitiert von den neuen Daten. Denn bei Unterhaltungsmaßnahmen wie z.B. Baggertätigkeiten kann jetzt noch mehr Rücksicht auf die Tiere genommen werden.



Weitere Meldungen

Seehund-Laus; Bildquelle: Anika Preuss

Seehund-Läuse sind Königinnen des Klammerns

Forschende der Uni Kiel entschlüsseln überlegene Haltekräfte der Seehund-Laus, ein obligater Ecktoparasit, unter extremen Bedingungen im Meer
Weiterlesen

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Forschende der TiHo untersuchen das Jagdverhalten von Seehunden mit Kameras

Wo finden Seehunde ihre Nahrung? Wie jagen Sie? Wo halten sie sich auf? Um mehr über das natürliche Verhalten von Seehunden (Phoca vitulina) zu lernen, testeten Forschende speziell angefertigte Kameras, die sie auf zwei Seehunden befestigten.
Weiterlesen

Ein Seehund schwimmt sein Ziel relativ zu vier Landmarken unter Wasser an; Bildquelle: Eric Maaß/Universität Rostock

Wie Seehunde ein Ziel mit Hilfe von Landmarken finden

Seehunde sind Küstenbewohner. Auch an den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns können die Tiere bei ihren Ruhephasen am Strand oder auf einem Felsen beobachtet werden.
Weiterlesen

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)

Hochpathogenes aviäres Influenzavirus A H5N8 bei mehreren Seehunden im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer entdeckt

Das Institut für Virologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover hat in Proben von zwei Seehunden Infektionen mit dem hochpathogenen aviären Influenzavirus nachgewiesen
Weiterlesen

Eine Kegelrobbe frisst einen Artgenossen; Bildquelle: Abbo van Neer

Kegelrobben fressen Seehunde, Schweinswale – und ihre Artgenossen

TiHo-Forschende untersuchten über sechs Jahre das Jagd- und Fressverhalten von Kegelrobben
Weiterlesen

Ein Seehund, der gelernt hat, für Verhaltensstudien eine Augenmaske und Kopfhörer zu tragen.; Bildquelle: Marine Science Center Rostock

Wie Seehunde Fische fangen können, die regungslos am Grund liegen

Eine Forschergruppe an der Universität Rostock hat ein lange bestehendes Rätsel gelöst: Wie finden Seehunde ihre Beute, wenn sie sich am Grund oder im Sand versteckt?
Weiterlesen

LAVES

Bilanz der Seehund-Zählflüge zwischen Ems und Elbe

Der Seehundbestand im Niedersächsischen Wattenmeer hat sich auf hohem Niveau stabilisiert: 9.339 Tiere sind in diesem Sommer während der Flüge im Wattengebiet zwischen Ems und Elbe gezählt worden
Weiterlesen

Doktorandin Tamara Heinrich mit Versuchstier Luca.; Bildquelle: Heinrich, MSC

Seehunde haben ein Zeitgefühl

Die Meeressäuger können Zeitintervalle teils sogar im Millisekundenbereich unterscheiden. Diese bahnbrechende Erkenntnis haben Wissenschaftler des Robben-Forschungszentrums der Universität Rostock in einer einjährigen Studie herausgefunden und damit erstmals dieses Phänomen direkt beschrieben
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen