Bis zu 85.000 Saiga-Antilopen in Kasachstan fallen Massensterben zum Opfer

(29.05.2015) Ein Drittel des Weltbestandes verendet – dramatischer Rückschlag für Schutzbemühungen

Bis zu 85.000 Saiga-Antilopen sind in Kasachstan binnen weniger Tage gestorben – ein Drittel des gesamten Weltbestandes. Die kasachischen Behörden sowie internationale Experten sind bereits seit Tagen vor Ort, um ein genaues Bild der Lage zu bekommen. „Saiga-Antilopen sind bereits ohne derartige Katastrophen stark bedroht.

Ein Massensterben dieses Ausmaßes bedeutet einen dramatischen Rückschlag für die Schutzbemühungenzum Erhalt dieser Art“, sagte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt.

Der NABU engagiert sich bereits seit vielen Jahren für den Saiga-Schutz in Kasachstan und trägt dazu bei, ein stärkeres Bewusstsein für die wichtige Rolle der Art im Steppen-Ökosystem zu schaffen und das illegale Töten dieser besonderen Tiere zu verhindern.

Das derzeit betroffene Gebiet umfasst etwa 16.000 Hektar und liegt in den weiten Steppen Zentralkasachstans in der Koustanay Region, welche mit der Bekpak-Dala-Population die meisten Saigas beherbergt.

Hier wurden die ersten toten Tiere Mitte Mai gefunden und die Zahlen seither täglich nach oben korrigiert. Das kasachische Landwirtschaftsministerium geht davon aus, dass das Sterben weitergeht und die Zahl der toten Tiere noch weiter ansteigt.

Ein solches Massensterben von Saigas ist nicht neu: 1984 starben etwa 100.000 Tiere, 1988 waren es sogar 634.000. Im Mai 2010 starben 12.000 Tiere, im Jahr darauf 500. Die Gründe dafür sind bisher nicht abschließend geklärt: Krankheitserreger, Vegetation sowie klimatische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen. Die toten Tiere haben Schaum vor dem Mund und Diarrhoea.

Vor allem Weibchen und ihre Kälber scheinen betroffen zu sein – Mitte Mai versammeln sie sich in riesigen Herden, um alle zur selben Zeit innerhalb von nur etwa einer Woche ihre Jungen zu bekommen. Veterinäre haben den Erreger Pasteurella festgestellt, der allerdings natürlicherweise in der Saiga-Population präsent ist und dessen Ausbruch als Symptom anderer Stressfaktoren zu interpretieren ist.

„Die Steppe ist im Wandel, da viele Äcker brach liegen und dadurch bestimmte Frühjahrsblüher stellenweise massenhaft auftreten. In Kombination mit starken Regenfällen kann es dann unter anderem zu Vergiftungen kommen“, erklärte Til Dieterich, NABU-Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Eurasien. Er hoffe, dass die beteiligten Wissenschaftler und Organisationen eng zusammenarbeiten und den Gründen für das dramatische Massensterben möglichst schnell auf den Grund gehen.

Laut IUCN gelten Saiga-Antilopen als stark bedroht. In den neunziger Jahren sind die Bestände von mehr als einer Million auf nur knapp 40.000 Tiere eingebrochen. Gründe dafür sind massive Wilderei und die Jagd nach den Hörnern der Saiga-Männchen – einem nachgefragten Rohstoff in der traditionellen chinesischen Medizin.

Nur durch gezielte Schutzaktionen, ein striktes Jagd- und Handelsverbot sowie ein internationales Saiga-Abkommen zwischen allen fünf Arealstaaten unter dem Dach der Bonner Konvention konnte sich die Art in den letzten Jahren wieder leicht stabilisieren.

Letzte Schätzungen hatten die Saiga-Bestände in Kasachstan auf etwa 200.000 Tiere und im gesamten Verbreitungsgebiet auf 260.000 Tiere beziffert. „Diese Zahlen müssen nun wieder dramatisch nach unten korrigiert werden“, so Dieterich.



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