Kegelrobben-Inventur: Mit der Geburtensaison startet die Kegelrobben-Beobachtung in der Nordsee

(20.12.2011) Die Geburt des ersten Kegelrobbenjungtieres am 19. November auf Helgoland war der Startschuss für die Geburtensaison und damit für die Zählung der Tiere.

„Wir sind gespannt, ob sich der bisherige Aufwärtstrend der Geburtenzahlen auch dieses Jahr fortsetzt“, sagt Privatdozentin Dr. Ursula Siebert, die das seit 2008 existierende Monitoringprojekt leitet.

Das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover führt das Projekt in Zusammenarbeit mit der Seehundstation Friedrichskoog e.V. auf Helgoland durch.

Finanziert wird die Arbeit vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. Kegelrobben sind erst seit einigen Jahren wieder regelmäßig in deutschen Gewässern anzutreffen.

Es ist daher das Ziel des Projektes, die Entwicklung der stetig wachsenden Kegelrobbenpopulation genau zu verfolgen. Da die Tiere nur zum Fellwechsel und während der Geburten- und Paarungszeit länger an Land sind, ist diese Zeit am besten geeignet, um sie zu zählen und zu beobachten.

Die Geburtenzahlen zeigen, dass sich die Helgoländer Düne über die Jahre zum wichtigsten Wurf- und Aufzuchthabitat für Kegelrobben in der deutschen Nordsee entwickelt hat. Das Monitoringprojekt bietet die Möglichkeit, diese relativ junge und sich im Wachstum befindliche Kolonie bei ihrer Wiederansiedlung zu verfolgen und zu begleiten.

Eine Datenbank, in der die Tiere erfasst werden, ist die Basis des Projekts. Um die einzelnen Individuen unterschieden zu können, fotografieren die Wissenschaftler die Tiere und werten die Fotos nach dem individuellen Fleckenmuster der Tier aus. Durch diese sogenannte Foto-Identifikation (Foto-ID) lassen sich die Tiere noch Jahre später zuordnen. Bis jetzt sind in dieser Datenbank über 800 Tiere verzeichnet.

„Bereits nach der dritten Monitoringphase in der Geburtensaison 2010/11 zeichneten sich interessante Ergebnisse ab“, berichtet Ursula Siebert, „Nahezu die Hälfte der in diesem Zeitraum erfassten Tiere konnte anhand der Foto-ID, also dem Abgleich mit den bereits in der Datenbank erfassten Tieren, als bekannt eingestuft werden.“

Die Tiere sind also standorttreu und gehören zu einer Stammpopulation in der Nordsee. Auch von den Muttertieren war bereits über die Hälfte in der Datenbank erfasst. Sie wählten schon zum wiederholten Mal die Düne als Wurf- und Aufzuchthabitat.

Auf lange Sicht sollen die Daten Aufschluss über eine mögliche Geburtsorttreue geben. Des Weiteren hoffen die Wissenschaftler, die Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere zu entschlüsseln, um auf der Basis Verhaltensstudien während der Geburten- und Aufzuchtsphase durchführen zu können.

Da ähnliche Datenbanken beispielsweise für britische Kegelrobbenkolonien existieren, könnten durch eine Zusammenarbeit mit den dortigen Wissenschaftlern außerdem das Wanderverhalten bzw. Dynamiken zwischen den bestehenden Populationen untersucht werden.



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