Prävalenz von Fascioloides magna in Galba truncatula in den Donauauen östlich von Wien, Österreich
(01.11.2011) C. HÖRWEG, H. PROSL, W. WILLE-PIAZZAI, A. JOACHIM and H. SATTMANN; Wien. Tierärztl. Mschr. - Vet. Med. Austria 98 (2011), 261 - 267
Der amerikanische Riesenleberegel, Fascioloides magna, ist ein digener Trematode, der in der Leber verschiedener Wiederkäuer lebt. Der Parasit wurde im 19. Jahrhundert aus Nordamerika eingeschleppt.
In Österreich wurde der Leberegel in freier Wildbahn erstmals im Jahr 2000 in Fischamend, südöstlich von Wien, in Rothirschen (Cervus elaphus) und ab 2001 in Rehen (Capreolus capreolus) nachgewiesen. Galba truncatula, eine amphibisch lebende Schnecke aus der Familie Lymnaeidae, ist in Europa der wichtigste Zwischenwirt dieses Leberegels.
In der vorliegenden Studie wurden die Donau- Auen zwischen Wien und Bratislava, sowie Auen am Unterlauf der March einerseits auf das Vorkommen der Überträgerschnecken, andererseits auf die Infektion mit Stadien von digenen Trematoden, insbesondere Fascioloides magna, untersucht.
Material und Methode
Im Zeitraum von Juli 2004 bis September 2005 wurden im Gebiet des Nationalpark Donau-Auen sowie bei Fischamend, Hainburg, Markthof und Marchegg insgesamt 109 Standorte - zum Teil mehrmals - beprobt.
Gefundene Schnecken wurden seziert und im Lichtmikroskop auf Stadien digener Trematoden hin untersucht. Redien und Zerkarien mit Fasciolidae-artiger Morphologie wurden mittels molekularer Methoden bestimmt.
Ergebnisse
Die Leberegelschnecke Galba truncatula wurde an 38 (von 109 untersuchten) Standorten (Abb. 2), in meist großer Dichte, gefunden. Die Art ist im untersuchten Gebiet sehr verbreitet. In erster Linie wurden dichte Populationen an den schlammigen, flachen Ufern langsam fließender Gewässer gefunden.
Alleine an den Standorten um Fischamend (Fischa) und Orth (Große und Kleine Binn) konnten an die 8.000 Individuen gesammelt werden.
Insgesamt wurden 10.059 Galba truncatula untersucht. 244 Schnecken waren mit digenen Trematoden befallen, was einer Gesamtprävalenz von 2,43 % entspricht. Gefunden wurden Fascioloides magna, Fasciola hepatica, Paramphistomum sp., Haplometra cylindracea, Tylodelphis sp., Notocotylus sp. und Echinostomatidae.
Fascioloides magna wurde lediglich in Fischamend am Nordufer der Fischa im Sommer gefunden. Die Prävalenz von F. magna im Untersuchungsgebiet war mit 0,03 % außerordentlich niedrig.
Des Weiteren gelang ein Fund einer mit Redien von Fasciola hepatica, dem heimischen Großen Leberegel, infestierten Schnecke - ebenfalls am Nordufer der Fischa.
Diskussion
Die Daten belegen, dass ein autochthoner Zyklus des eingeschleppten Parasiten etabliert ist. Hohe Schneckendichten, unmittelbar hinter dem Ufer liegende Überschwemmungswiesen, die dem Wild als Weiden dienen, sowie nahe gelegene Fütterungsplätze lassen diesen Fundort an der Fischa ideal für die Übertragung erscheinen.
Zwar ist die Prävalenz des Parasiten in den Überträgerschnecken sehr gering, doch kann dies auf die vorangegangene Medikation des Wildes zurückgeführt werden.
Überdies kann mit stark schwankenden Prävalenzen aufgrund von jährlich unterschiedlichen Umweltbedingungen, wie Hochwasser und Temperatur, gerechnet werden.
Der Fund des einheimischen Leberegels Fasciola hepatica im gleichen Gebiet ist von human- und veterinärmedizinischem Interesse.
Als wichtigste unmittelbare Maßnahmen erscheinen die gezielte Lenkung des Wildes durch Verlegung der Fütterungsstellen an Plätze mit geringem Infektionsrisiko, sowie das ausreichende Lagern des Heus von Überschwemmungswiesen aus Risikogebieten, geeignet.
Weiteres Monitoring des Wildes scheint angebracht, um die Dynamik der Infektion im untersuchten Gebiet im Auge zu behalten und die Risiken einer Ausbreitung besser abschätzen zu können.
Auch eine Einschätzung der Gefährdung von Weidevieh sollte vorgenommen werden. Eine Kartierung potenzieller Vektorschnecken der Familie Lymnaeidae (mit den Genera Galba, Stagnicola, Radix u.a.) entlang von vermuteten Ausbreitungswegen ist dringend zu empfehlen.