Luxation eines Oberkiefereckzahnes bei einem 8 Jahre alten Rettungshund
(07.06.2006) Es kommt immer wieder vor, dass nach einem Unfall oder nach Hunderaufereien Zähne luxiert sind. Der Hund hat Schmerzen, da meist die Zahnalveole gebrochen ist.
Fig. 1
Aus diesem Grund und wegen der sehr rasch einsetzenden Infektion und darauffolgenden Schädigung des Zahnhalteapparates ist eine rasche Erstbehandlung beim Tierarzt unumgänglich.
Fig. 2
Der lose Zahn kann dann durch speziell angefertigte Fixierungen von einem Zahnspezialisten gerettet werden.
Der Zahnhalteapparat kann heilen, wenn er nicht zu sehr zerstört oder verschmutzt wurde und wenn der betroffene Bereich während des Heilungsprozesses vom Besitzer einer regelmäßigen Hygiene unterzogen wird.
Meist ist die Versorgung der Zahnpulpa zerstört, und im Zuge der Behandlung muss eine Wurzelbehandlung bei der Entfernung der Fixierung durchgeführt werden (GRACIS 1999). Alternativ zur Wurzelbehandlung kann der Zahn in regelmäßigen Abständen von zuerst etwa 3-6 Monaten und dann 6-12 Monaten mittels intraoralem Zahnöntgen kontrolliert werden (TUTT 2002, ANDREASEN 1999).
"Timmy", ein 8 Jahre alter Golden Retriever-Rüde kam von einem Rettungshundetraining direkt mit dem "Rettungsauto" am Samstagnachmittag in meine Praxis.
Timmy hatte sich beim spielerischen Raufen mit einem Hund an der Leine so unglücklich an dieser Leine verhängt, dass der linke Oberkiefer-Eckzahn (204) nach lateral luxiert war.
Der Zahn "blutete" und war etwa 1 cm nach lateral luxiert. Somit war auch die Zahnalveole frakturiert sowie die Gingiva über die mucogingivale Grenze hinaus offen.
Nach einem kurzen klinischen Check wurde Timmy mittels Venflon, Infusion, Antibiotika und Schmerzmedikament erstversorgt. In der sofort anschließenden Anästhesie wurden Zahnröntgen angefertigt, um das genaue Ausmaß der Alveolenverletzung und weitere Frakturen des Zahnes auszuschließen.
Der Zahn zeigte keine weiteren Verletzungen und somit wurde mit der Versorgung der Luxation begonnen. Zuerst musste der Zahn reponiert werden, was wie meist im Oberkiefer nur mit Kraftanstrengung möglich war. Daraufhin wurde der Zahn mit einem 20G Draht am gegenüberliegenden Zahn fixiert.
Fig. 6
Der lose Draht wurde mittels Schmelzätztechnik und Bis-Acryl-Composite fixiert. Neben der Naht der Schleimhautwunde wurde zur weiteren Stabilisierung der Alveolenfraktur aus demselben Material eine Brücke zum naheligenden OK-P1 (205) gebaut um eine weitere intraorale Fixierung zu erreichen.
Nach 3 Tagen fand die erste Kurzkontrolle statt, wobei der Besitzer angewiesen wurde die Fixierung und die Umgebung weiter mittels Zähneputzen sauber zu halten.
Nach dieser Kontrolle wurde aufgrund des guten Heilungsverlaufes auf weitere Antibiose und Schmerzmedikation verzichtet werden. Timmy konnte daraufhin wieder sein Training als Suchhund und das Fährtentraining aufnehmen. Spielen mit Dummies und harte Kauknochen waren aber tabu.
Fig. 7
Etwa 7 Wochen nach der Fixierung fand die nächste Kontrolle statt. Die Heilung wurde mittels intraoralem Zahnröntgen in einer Kurznarkose kontrolliert. Dabei wurde keine Veränderung am Apex des 204 und auch sonst eine normale Verheilung des Alveolenfraktur festgestellt.
Die Fixierung zum 205 wurde entfernt. Aufgrund des guten Heilungsverlaufes und der hervorragenden Besitzerkooperation wurde der weitere Behandlungsverlauf diskutiert.
Der Besitzer von Timmy erklärte sich bereit weitere Dentalröntgen-Kontrollen auch in weiteren Kurznarkosen durchführen zu lassen. Somit konnte nach 2 Monaten die Fixierung ohne Wurzelbehandlung des 204 entfernt werden.
Fig. 8
Der Golden Retriever "Timmy" kann nun wieder voll trainiert werden und seiner Beschäftigung als Rettungshund nachgehen.
Dr. Gerhard Biberauer, Vet-Dental-Service, www.kleintier-ordination.com