Borstenhörnchen verstecken Nahrung nach der Sonne

(12.09.2016) Borstenhörnchen verwenden beim Verstecken ihrer Nahrung Informationen zum Sonnenstand. Diese benutzen sie später erneut, um ihr Futterdepot wieder zu finden.

Die Position der Sonne dient den im südlichen Afrika lebenden Tieren als Referenzpunkt, um sich grob zu orientieren und die Richtung, in die sie sich bewegen, zu justieren. Die von Forschenden der Universität Zürich publizierte Studie liefert neue Erkenntnisse zur alten Frage, wie sich Tiere in ihrer Umgebung orientieren.


Kap-Borstenhörnchen leben in Gruppen.

Jamie Samson und Marta Manser vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der UZH untersuchten Kolonien von Kap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) in freier Wildbahn im Kalahari Research Centre in Südafrika. Die tagaktiven Nagetiere lagern ihre Nahrungsreserven kurzfristig an mehreren Verstecken.

Da ihr Lebensraum sehr trocken und vegetationsarm ist, sind Orientierungspunkte in der Umgebung wie Bäume oder Sträucher nur spärlich vorhanden. Wie sich die sozialen Nager orientieren, um ihre temporären Futterverstecke später wiederzufinden, haben die UZH-Wissenschaftler nun herausgefunden.

«Wahrscheinlich nutzen die Kap-Borstenhörnchen die Position der Sonne als wichtigsten Referenzpunkt, um ihre Bewegungsrichtung grob zu justieren», erläutert Samson.

Position der Sonne als Faustregel zur Orientierung

Die Verhaltensbiologen versorgten die Borstenhörnchen mit Futter, das die Tiere anschliessend versteckten. Die Richtung, in der sich die Nager mit ihrer Beute davonmachten, hielten sie mit GPS-Punkten fest.

Auffallend dabei war, dass sich die Tiere jeweils entlang einer nahezu geraden Linie entweder zur Sonne hin oder von der Sonne weg bewegten, um ein geeignetes Versteck zu finden.

Der horizontale Winkel ihrer Bewegungsrichtung wich jeweils leicht von der Richtung ab, in der die Sonne stand. «Aufgrund dieses Bewegungsmusters vermuten wir», interpretiert Samson, «dass Kap-Borstenhörnchen die Sonnenposition zu einem bestimmten Tageszeitpunkt als eine Art Faustregel nutzen, um sich auf der Suche nach einem Futterversteck zu orientieren».

Als nächstes wollten die Forscher wissen, ob die Borstenhörnchen die Sonnenposition auch nutzten, um ihr Futterdepot wiederzufinden. Dazu notierten sie, zu welcher Zeit die Tiere das Futter versteckten, und ermittelten mit Hilfe von Kameras in der Nähe des Verstecks, wann genau sie dieses wieder holen gingen.

Auch hier zeigte sich ein Muster: Meistens sammelten die Borstenhörnchen ihr Futter fast genau 24 Stunden später wieder ein – zu einem Zeitpunkt also, an dem die Sonne an praktisch derselben Position am Himmel stand wie am Vortag.

Teilweise flexible Orientierung je nach Grösse der Gruppe

Die Wissenschaftler beobachteten zudem, dass die Borstenhörnchen manchmal auch vor Ablauf des 24-stündigen Zeitintervalls ihr Futter zurückholten. Und zwar dann, wenn die Sonne in demselben horizontalen Winkel spiegelbildlich zur 24-Stunden-Position stand.

Gemäss Jamie Samson verfügen die Nagetiere somit über zwei mögliche Zeitpunkte, ein am Vortag gewähltes Futterversteck wiederzufinden: «Die Borstenhörnchen scheinen über eine gewisse Flexibilität zu verfügen, zu welcher Zeit sie ihr Futter zurückholen.

Vor Ablauf der 24-Stundenfrist passiert dies meist, wenn zu diesem Zeitpunkt mehr Individuen in der Gruppe sind, um zu verhindern, dass die Nahrung von Konkurrenten gestohlen wird.»

Dass Tiere wie Honigbienen oder Brieftauben die Sonne zur Orientierung nutzen, ist seit längerem bekannt. Bisher ging man davon aus, dass dies entweder zeitabhängig erfolgt, d.h. mit einer spezifischen Positionsinformation, oder dass sie über eine Art Kompass verfügen, mit dem sie Verschiebungen der Sonnenposition kompensieren.

Die UZH-Wissenschaftler haben mit ihrer Arbeit ein Zwischensystem gefunden: Die Kap-Borstenhörnchen orientieren sich an der Sonne in einer flexiblen, zeitlich begrenzten Weise.

Publikation

Jamie Samson and Marta B. Manser Use of the sun as a heading indicator when caching and recovering in a wild rodent. Scientific Reports. September 1, 2016. doi: 10.1038/srep32570



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