TiHo: Lungenkrebsrisiko durch Radon in Innenräumen

(22.12.2004) Internationale Studie zum Umweltrisiko von Radon publiziert

Eine neue internationale Studie besagt, dass das radioaktive Edelgas Radon ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Lungenkrebs und europaweit für einen großen Prozentsatz der Lungenkrebserkrankungen verantwortlich ist. Zu diesem Ergebnis kam ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und des Instituts für Epidemiologie des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, das seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des British Medical Journal vorstellt.

Radon ist das einzige gasförmige Element der Uran-Radium-Zerfallsreihe, das im Rahmen des natürlichen Zerfalls vom Erdboden in die Atemluft gelangen kann. In ungünstigen Fällen reichert es sich in Wohnungen an und fördert die Entstehung von Lungenkarzinomen. Der grundsätzliche Wirkungsprozess ist schon lange bekannt. Erste Beobachtungen wurden bereits im ausgehenden Mittelalter von Paracelsus und Agricola bei Bergarbeitern in den Silberbergwerken in Schneeberg gemacht (daher Schneeberger Lungenkrankheit). Risikoabschätzungen konnten aber lange Zeit nur anhand der hohen Dosen im Uran-Bergbau gemacht werden. Die Wirkung auf die gesamte Bevölkerung bei niedrigen Belastungen war bisher strittig.

Die Wissenschaftler haben Daten von über 7.000 Lungen-krebspatienten und über 14.000 Vergleichspersonen aus ganz Europa analysiert. In der weltweit größten Studie dieser Art wurden u.a. Radonmessungen in Wohnungen durchgeführt und detaillierte Befragungen der Rauchgewohnheiten mit in die Betrachtungen eingeschlossen.

Nach den vorliegenden Studienergebnissen liegt das zusätzliche relative Lungenkrebsrisiko durch Radon bei 16% pro 100 Bq/m3 Radongas, d.h. eine Erhöhung der Radonkonzentration um 500 Bq/m3 führt etwa zu einer Verdoppelung des Lungenkrebsrisikos. Eine derart hohe Radonkonzentration, mit der ein hohes individuelles Lungenkrebsrisiko verbunden ist, betrifft allerdings nur relativ wenige Personen. Dagegen sind bei niedrigen Radonkonzentrationen große Personenzahlen betroffen, so dass dies zu vielen Lungenkrebsfällen führt.

Wie groß diese Zahl von Lungenkrebserkrankungen durch Radon in Deutschland genau ist, wird derzeit in einem auf den bisherigen Ergebnissen aufbauenden Forschungsprojekt an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und dem GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg berechnet. Es ist davon auszugehen, dass auch in Deutschland eine erhebliche Zahl von Lungenkrebsfällen auf Radon zurückzuführen ist. "Damit ist Radon in Innenräumen der wichtigste umweltbezogene Risikofaktor", so Prof. Lothar Kreienbrock vom Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der TiHo.

Die Studie kann unter http://www.bmj.com im Internet abgerufen werden. Für weitere Informationen steht Ihnen gern zur Verfügung:

Prof. Dr. Lothar Kreienbrock
Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Tel.: (05 11) 9 53-79 50

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