Leistung und Tierschutz in der Ferkelproduktion kein Widerspruch - Voraussetzung ist gutes Betriebsmanagement

(20.06.2012) Die Zucht macht's möglich: Beim Schwein bringt jedes Muttertier heute deutlich mehr Ferkel pro Wurf auf die Welt als früher. Die Ferkelzahlen pro Sau und Jahr steigen. Für die Landwirte, die ihr Betriebseinkommen mit Ferkelerzeugung erwirtschaften, ist das gut, doch wie steht es um Sau und Ferkel?

Sind sie gut versorgt und ist Hochleistung mit Tierschutz vereinbar? Über diese Fragen referierte Professor Dr. Steffen Hoy vom Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Universität Gießen Mitte Juni in Verden auf der Tagung "Ökonomie, Tierschutz, Lebensmittelsicherheit", des Niedersächsischen Kompetenzzentrums Ernährungswirtschaft (NIEKE).

35 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr - das ist eine Zielstellung, die sich das Danish Pig Council für die kommenden Jahre gesetzt hat. Ehrgeizig, denn eine Sau bringt pro Jahr etwa 2,3 Würfe zur Welt.

Die Befürchtung liegt nah, dass die durch Zuchtbemühungen deutlich größer gewordenen Würfe eine schlechtere Versorgung des einzelnen Ferkels bedeuten und auch für die Sauen höhere Risiken bestehen. Hoy zeigte, dass die Verluste nicht zwingend steigen, wenn die Wurfgrößen zunehmen.

Das liegt unter anderem am Betriebsmanagement und der Betreuung während der Geburt: "Die Klammer ist der Mensch.

Mit hohem Aufwand kann man sehr viele Ferkel während der Geburt retten. Es muss keine Nachtschicht sein, aber am Abferkeltag bis abends spät im Stall zu bleiben, ist gut investierte Arbeitszeit."  

Verschiedene Aspekte in Haltung und Zucht erleichtern den Umgang mit großen Würfen: "Es gibt Eber, die vererben bei ihren Töchtern als Regelfall 16 Zitzen", sagte Hoy. Gleichmäßige und hohe Milchleistung der Sau, aber auch ein Aufbau der Box, der es allen Ferkeln ermöglicht, gut an die Zitzen heranzukommen, sind wichtige Aspekte.

Woran nicht gerüttelt werden darf: Mindestens 28 Tage müssen die Ferkel in Deutschland bei der Mutter bleiben. "Die mutterlose Aufzucht von Ferkeln muss der Einzelfall bleiben, der dann auch begründet sein muss", so Hoy. Wenn es darum geht, Ferkel zu retten, die sonst nicht durchkämen, kann sie angebracht sein.

Viele Landwirte retten vor allem kleine Tiere auch durch geschicktes Umsetzen in andere Gruppen.  Hoys Fazit: "Hohe Leistung und Tierschutz sind meiner Ansicht nach kein Widerspruch."

Regina Bartel, aid.de


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