Welchen Einfluss hat maschinelles Melken auf die Eutergesundheit?

(03.12.2014) Mastitis ist die wirtschaftlich bedeutendste Erkrankung in Milchviehherden. Von besonderer Bedeutung für Infektionen ist der maschinelle Milchentzug.

Auf bis zu 20 Prozent wird der Anteil melktechnischer Einflüsse auf Neuinfektionen in einer durchschnittlichen Milchviehherde geschätzt, wobei zwischen direkten Effekten durch die Melktechnik und indirekten Effekten durch eine Infektion begünstigende Faktoren unterschieden wird.

Indirekte Faktoren sind z. B. der Zustand des Zitzengewebes und der Zitzenhaut. Etwa die Hälfte der Neuinfektionen wird direkten Effekten zugeschrieben. Besondere Bedeutung kommt dabei dem hygienischen Umfeld zu. Ein Beitrag des "Journal of Food Safety and Food Quality" hat den aktuellen Kenntnisstand zu direkten Effekten der Erregerübertragung beim maschinellen Milchentzug zusammengefasst.  

Damit es zu Neuinfektionen beim oder in Folge des maschinellen Milchentzugs kommt, müssen pathogene Keime nahe des Zitzenkanals vorhanden sein. Um diese Zahl möglichst gering zu halten, sind entsprechende Hygienemaßnahmen zu ergreifen.

Das fängt bei der Stall- und Boxenhygiene an und reicht bis zur Vorbereitung der Tiere und der Melkzeuge. So sollte die Anzahl von Zitzen, die nur wenig groben Schmutz aufweisen bei mindestens 95 Prozent liegen. Die Schmutzbelastung der Hinterbeine und der Milchdrüse steht in Beziehung zur Zitzensauberkeit.

Die Euterhaare sind möglichst kurz zu halten, denn an kurzen Haaren haftet weniger Schmutz. Eine sorgsame Zitzenreinigung ist erforderlich, eventuell ergänzt durch eine Vordesinfektion. Dazu reicht in der Regel eine fünf Sekunden dauernde Reinigung der Zitzenspitze mit Einwegmaterial.  

Auch eine systematische Zwischendesinfektion der Melkzeuge kann die Übertragung von Krankheitserregern senken bzw. unterbinden. Dafür eignen sich schnell wirkende Desinfektionsmittel. Solange noch Kühe im Melkstand stehen, sollte dieser nicht mit Wasser gereinigt werden, damit über Wasser-Luft-Aerosole keine Erreger übertragen werden.  

Eine Erhöhung der Melkfrequenz mit damit verbundener systematischer Reinigung kann zwar dazu führen, dass die Zitzen weniger Mastitiserregern aus der Umwelt ausgesetzt sind, allerdings nur dann, wenn auch die entsprechende Melkhygiene eingehalten wird (saubere Handschuhe, Einwegtücher usw.).

Schlecht sitzende Melkzeuge oder nicht angepasste Zitzengummis können zu Vakuumschwankungen führen, die bei ungünstigen Hygienebedingungen die direkte Erregerübertragung beim Melken begünstigen.  

Die Erkennung aller Risiken, die zu einer Neuninfektion führen, ist Grundlage einer ganzheitlichen Eutergesundheitsberatung. Tipps für Praktiker, wie sie die Gesundheit ihrer Milchviehherde erhalten oder wiederherstellen können, gibt das aid-Heft "Eutergesundheit - Grundlage der Qualitätsmilcherzeugung".

Darin enthalten ist auch ein Maßnahmenkatalog für Betriebe mit automatischen Melksystemen.

Renate Kessen, aid.de


Weitere Informationen:  
aid-Heft "Eutergesundheit - Grundlage der Qualitätsmilcherzeung"
Bestell-Nr. 1275, Preis: 4,00 Euro
www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=1275



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