„Unsere Tiere“ in Berlin: Bedeutende Objekte aus dem Museum für Haustierkunde Halle werden gezeigt

(02.05.2014) In einer Sonderausstellung geht das Tieranatomische Theater der Humboldt Universität zu Berlin vom 25. April bis 9. August 2014 dem facettenreichen Verhältnis zwischen Mensch und Tier nach.

Unter dem Titel „Unsere Tiere“ beleuchten 16 verschiedene wissenschaftliche und künstlerische Positionen die Fragen nach dem Umgang des Menschen mit Tieren.

Maßgeblich beteiligt an der Ausstellung im ungewöhnlichen Format ist das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen (ZNS) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Zahlreiche bedeutsame Objekte aus der wertvollen Sammlung des Museum für Haustierkunde „Julius Kühn“ sind zu sehen.

Die Ausstellung „Unsere Tiere“ im Berliner Tieranatomischen Theater gibt den in Naturkundlichen Museen, Zoos und Tiergärten üblichen objektivierenden Blick auf die Tierwelt auf und versucht, das menschliche Verhalten gegenüber Tieren anhand von exemplarischen Beispielen aus allen Lebensbereichen zu reflektieren.

Das geschieht zum einen künstlerisch - so befragt das Werk des chinesischen Künstlers Gong Zhang die Bedeutung vom „Tier als Unterhalter“ mit einer beeindruckenden Sammlung traditioneller Behausungen für singende Insekten.

Oder auch politisch: Als Symbolträger wird der ausgestopfte Panda Tjen Tjen aus der Sammlung des Berliner Stadtmuseums gezeigt, der 1980 als diplomatisches Geschenk der Chinesen im West-Berliner Zoo eintraf.

Den wissenschaftlichen Rahmen im Verhältnis Mensch-Tier aber zeigt ein Ausschnitt der umfangreichen Bestände des Museum für Haustierkunde „Julius Kühn“. Sorgfältig ausgewählt haben ihn als Kuratoren Dr. Frank Steinheimer, Leiter des ZNS, und Dr. Renate Schafberg, Kustodin des Haustierkunde-Museums.

So sind unter der Überschrift „Das Tier als Puzzle“ 15 Oberschenkelknochen verschiedener Landsäugetiere aus der zooarchäologischen Vergleichssammlung zu sehen.

Hintergrund: Um etwa Fundstücke archäologischer Grabungen identifizieren zu können, bietet das Museum eine Index-Sammlung aller Knochen von mitteleuropäischen wild lebenden und domestizierten Vögeln und Säugern an.

Sieben so genannte Ferkel-Dermoplastiken wiederum illustrieren in der Rubrik „Die Wissenschaft vom Tier“, das genetisch Versuche à la Mendel, der mit Erbsenpflanzen hantierte, für Schweine erstmals im Haustiergarten von Halle durchgeführt wurden.

Das Ziel: Die Optimierung der Schweinerassen. Und auch dem Thema „Das ausgerottete Tier“ nähert sich die Schau mit einem seltenen halleschen Objekt.

Mit einer Dermoplastik der Wandertaube wird gezeigt, wie unwiederbringlich schnell aus einer noch im ausgehenden 18. Jahrhundert häufigsten Vogelarten eine durch den Menschen ausgerottete wird. Das letzte Individuum dieser Art starb 1914.

Die Ausstellung „Unsere Tiere“ ist eine ungewöhnliche Koproduktion zwischen drei Universitäten und unterschiedlichen Disziplinen.

Auf Initiative des projektleitenden Kurators Prof. Dr. Michael Fehr haben sich das Tieranatomische Theater (Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin), das Museum für Haustierkunde „Julius Kühn“ (Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der MLU) und das Institut für Kunst im Kontext (Fakultät Bildende Kunst, Universität der Künste Berlin) für diese Projekt zusammengetan.

Das Museum für Haustierkunde „Julius Kühn“ widmet sich landwirtschaftlichen Nutztieren und deren wissenschaftlichen Dokumentation. Es beherbergt eine der bedeutendsten Haustiersammlungen der Welt: Dermoplastiken, Skelette, Wollproben und historischen Fotografien.

Die über 6.000 Positionen starke Fotoglasplattensammlung von Julius Kühn (1825-1910) und seinen Nachfolgern ist seit 2012 als national wertvolles Kulturgut anerkannt

www.naturkundemuseum.uni-halle.de



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