Erstnachweis des Doppelwurms Diplozoon nipponicum in Europa

(31.08.2005) Der Doktorand Mohammed Zeidan (MSc) aus der Syrischen Arabischen Republik hat sich an der Universität Rostock (Biodiversitätsforschung: Allgemeine & Spezielle Zoologie) zu einem Spezialisten für die parasitischen Würmer auf Haut und Kiemen von Süßwasserfischen entwickelt.


Erstnachweis des Doppelwurm Diplozoon nipponicum
Diese den "Monogenea" zugehörigen Plattwürmer sind als Schädlinge in Fischzuchten von großer Bedeutung. Ihre Besiedlung besonders des Karpfens und seiner nächsten Verwandten wird im Vergleich zwischen Vorderasien und Mitteleuropa untersucht.

Als große Überraschung wurde erstmals für Europa in einer Fischzucht in Mecklenburg-Vorpommern eine asiatische Art des seltsamen "Doppelwurms" gefunden, nämlich Diplostomum  nipponicum (Gotto, 1891). 

Ihren Namen hat diese auf den Fischkiemen Blut und Lymphe saugende Tiergattung davon, dass jedes Individuum zweigeschlechtlich, ein Hermaphrodit ist. Treffen sich zwei Tiere im Kiemenraum eines Karpfens, so legen sie sich kreuzweise übereinander und verbleiben für den Rest ihres Lebens in einer Dauerkopulation.

Die Absicht ist, dadurch ohne Verzögerung des neu sich Findens durchgehend so viele Eier wie möglich zu erzeugen und damit zu erreichen, dass wenigstens ein kleiner Teil der gefährdeten Nachkommen erfolgreich heranwächst und sich entwickeln kann. 

In Europa weit verbreitet ist das nahe verwandte Diplostoma paradoxum, dessen Artnamen schon das Erstaunen der Fischer und Zoologen über das seltsame Gespann ausdrückt. Ein alter Merkspruch für Studenten, der auf den Physiologen Wolfgang v. Buddenbrock zurückgeht lautet: "Diplozoen paradoxen, sind in der Mitten fest verwochsen."

Sorgfältiger Vergleich und kritische Prüfung der Merkmale ergaben zweifelsfrei, dass sich die neu aufgefundene Art D. nipponicum entweder schon sehr lange in Mitteleuropa aufhält und zusammen mit dem aus Vorderasien schon in Antike bzw. dem frühen Mittelalter hier eingeführten Karpfen eingebracht worden ist.

Das bedeutet, dass die Art bisher übersehen wurde und wie ihr Wirt der Kategorie der Archäozoen, der alteingeführten Tiere angehört. Andererseits besteht angesichts des weltweiten Austauschs von Zuchtmaterial von Karpfen die Möglichkeit, dass dieser Parasit erst in neuerer Zeit den Weg nach Mecklenburg-Vorpommern gefunden hat. Damit wäre gehörte er zur Gruppe der Neozoen, der nach 1492 nach Europa eingeschleppten Tiere.

Die Arbeit wird 2005 im Archiv der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg publiziert.

weitere Meldungen

Ihr ist jeder Köder recht: Kaum ist der Haken im Wasser, hängt auch schon eine Grundel dran; Bildquelle: Senckenberg

Trojanischer Flohkrebs - Eingeschleppter Parasit schwächt heimische Fische

Gebietsfremde Arten verdrängen zunehmend heimische Spezies aus ihren angestammten ökologischen Nischen. Wie sie das anstellen, ist vielfach nicht belegt. Wissenschaftler des Biodiversität und Klima Forschungsinstituts (BiK-F) und des Senckenberg Forschungsinstituts (SGN) sind im Rhein auf Fischzug gegangen, um einem aktuellen Verdrängungsprozess auf die Spur zu kommen
Weiterlesen

Anilocra gigantea; Bildquelle: Jean-Lou Justine/Muséum national d'Histoire naturelle

Fischparasiten: das Aussterben einer Korallenfischart würde zum Aussterben von 10 Parasitenarten führen

Korallenriffe erfüllen wesentliche ökologische Funktionen und beherbergen mehr als 25% der weltweiten biologischen Meeresvielfalt
Weiterlesen

Bildquelle: MPI für Evolutionsbiologie

Parasiten überlassen nichts dem Zufall

Sie manipulieren ihren Wirt und können somit den günstigsten Zeitpunkt für den Wirtswechsel erreichen
Weiterlesen

Kurzmeldungen

Internationales 20170324

Neuerscheinungen