Tierische Invasoren profitieren vom milden Winter

(10.01.2012) Die Umweltschutzorganisation WWF warnt davor, dass invasive und vom Menschen eingeschleppte Tierarten von dem ungewöhnlich milden Winter profitieren könnten.

"Vor allem kälteempfindliche, nicht-heimische Tiere haben dank der hohen Temperaturen bessere Überlebenschancen. Und das hat negative Auswirkungen auf Mensch und Natur", warnt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland.

Bereits in einem 2009 erschienen Bericht warnte der WWF, dass invasive Tierarten nicht nur ein ökologisches sondern auch ein ökonomisches Problem seien. Allein in Ballastwassertanks von Schiffen reisen demnach jeden Tag rund 7000 Arten rund um den Globus.

Dabei verursachen die tierischen Globetrotter Schäden von jährlich fast 36 Milliarden Euro. Hinzu kommen ausgesetzte Heimtiere wie die Rotwangen-Schmuckschildkröte oder entflohene Tiere aus Pelzfarmen, wie etwa die Nutria.

"Vor allem bei Tierarten die hier keine natürlichen Feinde haben, kann ein strenger Winter eine wirksame Bestandsregulierung darstellen", so Homes.

So hätten die kälteempfindlichen Eier der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) besser Chancen, einen milden Winter zu überdauern. Vor allem durch den Transport von Autoaltreifen konnte die Art von Südostasien aus einen weltweiten Eroberungszug antreten.

Nur die Vorkommen in Nordeuropa seien aufgrund von harten Wintern wieder ausgerottet worden. Im Mittelmeerraum habe sich die Tigermücke, so die Befürchtung von Experten, dauerhaft festgesetzt. Die Moskitos können für den Menschen gefährliche Krankheiten wie das West-Nil-Fieber übertragen.

Auch Populationen von invasiven Wirbeltieren, wie das aus Südamerika eingeschleppte Nagetier Nutria (Myocastor coypus), würden durch strenge Winter zumindest stark dezimiert werden. In England wurde die erfolgreiche Ausrottung der Schädlinge, die in Europa kaum natürliche Feinde haben, wohl sogar durch mehrere aufeinanderfolgende, kalte Winter begünstigt.

Von den milden Temperaturen profitieren dürfte auch das vor allem im Rheinland etablierte Vorkommen an Halsbandsittichen (Psittacula krameri). Umso mehr der Vögel, die ursprünglich aus Asien und Afrika stammen, einen nordeuropäischen Winter überdauern, umso stärker sind die anstehende Lärm- und Kotbelästigungen sowie der Baum-Verbiss.

Die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta), zumeist handelt es sich bei den wildlebenden Exemplaren um ausgesetzte Heimtiere, sterben normalerweise während eines nordeuropäischen Winters. Das kommt vor allem den hier heimischen, bedrohten Europäischen Sumpfschildkröte zu Gute.



Weitere Meldungen

Die positive Seite des Klimawandels? Exotische Auster in der Nordsee; Bildquelle: Gerda Bröcker, watthanse.de

Austern im Wattmeer

Seit Beginn seiner Erforschung hat sich das Wattenmeer noch nie so stark in seiner Artenwelt verändert, wie in den letzten 15 Jahren. Bisher sind durch eingeschleppte Arten noch keine alten ausgestorben
Weiterlesen

NABU

NABU fordert Nachbesserung bei EU-Verordnung zu invasiven Arten

Der NABU und sein Dachverband BirdLife International haben die heute von der EU-Kommission vorgelegten Vorschläge für eine Verordnung zu invasiven Arten begrüßt, fordern aber Nachbesserungen
Weiterlesen

Tiger Makifrosch (Phyllomedusa tomopterna), einer der kleinsten Vertreter dieser Baumfroschgattung; Bildquelle: affael Ernst

Biologische Invasionen und deren Vorhersage

Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlern des Senckenberg Forschungsinstituts Dresden legen nahe, dass menschgemachte Faktoren - wie Urbanisierung - für die Verbreitung von Arten eine immer größere Rolle spielen
Weiterlesen

Privatdoz. Mag. Dr. Stefan Dullinger; Bildquelle: Universität Wien

Globalisierung von heute führt zu biologischen Invasionen von morgen

Wirtschaftswachstum und Globalisierung haben auch Flora und Fauna weltweit in Bewegung gebracht. Die oft unbeabsichtigte Einfuhr von gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten zeigt ökologische und ökonomische Langzeitwirkungen, die weitreichender sind als bisher angenommen
Weiterlesen

Gute oder böse Arten?

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat ein Positionspapier zu den Folgen der "biologischen Globalisierung" vorgelegt. "Nicht nur in Wirtschaft, Wissenschaft und Medien ist Globalisierung ein Thema, mit dem verstärkten globalen Austausch von Waren und Personen werden auch Pflanzen und Tiere über weite Strecken in neue Gebiete verbracht. Auch in Deutschland sind bisher einige tausend neue Tier- und Pflanzenarten durch den Einfluss des Menschen angekommen," erklärte BfN-Präsident Prof. Dr. Hartmut Vogtmann in Bonn
Weiterlesen

Ecological Society of America

Ausgesetzte Aquarientiere als schlimmste Bioinvasoren

Anders als bisher angenommen sind nicht Organismen aus Ballastwassertanks die größten Gefahren für die amerikanischen Gewässer, sondern der Menschen, der sich Pflanzen und Tiere in seinem Heimaquarium oder Gartenteich hält
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen