Präovulatorische Legenot beim Jemenchamäleon
(14.03.2012) Das Jemenchamäleon Samoa wird mit vermindertem Allgemeinbefinden und Fressunlust vorgestellt. Die Tierhalter haben zusätzlich bemerkt, dass das Tier seit einiger Zeit nicht mehr die hellgrüne Färbung zeigt.
Die Bewegungen im Terrarium sind unsicherer geworden und hin und wieder fällt Samoa vom Ast.
Bei der klinischen Untersuchung zeigt das Chamäleon neben einem geringgradig verminderten Ernährungszustand, ggr. Hypocalzämie und einen nicht durchtastbaren Bauchraum.
Die Maulschleimhaut ist ggr. anämisch. Die bildgebende Diagnostik zeigt erbsengroße multiple weichteildichte Verschattungen im Coelom. Alle Symptome sprechen für eine präovulatorische Legenot, eine chirurgische Intervention ist indiziert.
Nach präoperativer Analgesie, intramuskulärer Sedierung und Infusion wird das Tier in Rückenlage positioniert und mit Isofluran auf einer Wärmematte in Narkose gelegt. Nach Desinfektion des OP Feldes und einer Eröffnung der Bauchhöhle in der Linea alba werden die Fettkörper vorverlagert.
Diese werden in mit angewärmter NaCl getränkten Tupfern bedeckt, damit sie nicht austrocknen.
Die hochgradig pathologisch veränderten Eierstöcke werden vorsichtig aus dem Körperinneren vorverlagert, damit nicht Dottermasse in den Bauchraum gelangt.
Die Gefäßversorgung wird mit dem resorbierbaren Nahtmaterial Monosyn 4.0 abgebunden und anschließend werden die Ovarien entfernt.
Nach einer Spülung der Bauchhöhle mit angewärmter NaCl Lösung wird das Peritoneum mit einer fortlaufenden Naht mit resorbierbarem Nahtmaterial verschlossen.
Danach erfolgt der Verschluß der äußeren Haut mit liegenden U-Nähten mit Monosyn 3.0.
Aufgrund der hochgradigen Gefäßinjektion bei den Eierstöcken und schon beginnender Nekrose an den Follikeln wird auch eine Antibiose eingeleitet, die für 14 Tage gewährleistet werden muss.
Nach einer Aufwachphase in einem Terrarium im optimalen Temperaturbereich erholt sich das Chamäleon sehr schnell, frisst selbstständig und erholt sich gut.
Mag. Helene Widmann