Wissenschaftler der Universitäten Regensburg und Jena ziehen Bilanz von 150 Jahren Forschung am Axolotl

(11.05.2015) Das Axolotl, ein Schwanzlurch aus der Familie der Querzahnmolche, ist ein wundersames Wesen. Das Verblüffendste an „Ambystoma mexicanum“ – so der lateinische Name des Tieres – ist wohl die Tatsache, dass Axolotl ihr Leben lang im Larvenstadium verbleiben.

Es scheint, als kennen die Tiere das Geheimnis ewiger Jugend. Diese und weitere Eigenschaften des Lurchs machen ihn zu einem Forschungsobjekt par excellence.

Wissenschaftler der Universitäten Regensburg und Jena haben nun in einer renommierten Fachzeitschrift die 150-jährige Geschichte der Axolotl-Forschung beschrieben.

Ihr Beitrag „The History of The Oldest Self-Sustaining Laboratory Animal: 150 Years of Axolotl Research“ ist soeben im Journal of Experimental Zoology (DOI: 10.1002/jez.b.22617) erschienen.

Beteiligt waren der Biologiedidaktiker und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Uwe Hoßfeld sowie der Zoologe Prof. Dr. Lennart Olsson von der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie der Wissenschaftshistoriker Dr. Christian Reiß von der Universität Regensburg, der in Jena mit einer Arbeit über das Axolotl promoviert wurde.


Axolotl verbleiben praktisch ihr Leben lang im Larvenstadium. Wissenschaftler der Universitäten Regensburg und Jena zeichnen jetzt die 150-jährige Geschichte der Axolotl-Forschung nach

In direkter Reaktion auf die Veröffentlichung wurde den drei Wissenschaftlern noch eine besondere Ehre zuteil: Henry Gee, der Senior-Editor für Biologie im Wissenschaftsjournal „Nature“, thematisierte den Axolotl-Beitrag in seinem Wissenschaftsblog.

Zu finden unter: http://cromercrox.blogspot.co.uk/2015/04/careful-with-that-axolotl-eugene.html.

„Die ersten Axolotl brachte Alexander von Humboldt von seinen Forschungsreisen mit“, sagt Prof. Hoßfeld. Zunächst habe es sich um zwei präparierte Tiere gehandelt. Sie wurden als Larven einer noch unbekannten Spezies klassifiziert. Lebend kamen erstmals 1864 Axolotl nach Europa.

Eine französische Expedition hatte die 34 Tiere, deren einziges bekanntes Vorkommen im Seensystem im Tal von Mexiko liegt, nach Paris gesandt.

Empfänger war die „Société impériale zoologique d'acclimatation“, eine Gesellschaft, die gegründet worden war, um exotische Lebewesen in neue Lebensräume zu verpflanzen. V

on Paris aus kamen die Axolotl sowohl in die Aquarien von Liebhabern exotischer Wesen als auch in die Labore der Wissenschaftler.

Auf diese Weise entwickelte sich eine europäische und später globale Axolotlpopulation, unabhängig von den Tieren in der mexikanischen Heimat.

Erstaunt nahmen die Zoologen zur Kenntnis, dass Axolotl über eine nahezu perfekte Regenerationsfähigkeit verfügen: Im Versuch wuchsen abgetrennte Gliedmaßen vollständig wieder nach. Verblüffend war zudem, dass manche Axolotl das Larvenstadium hinter sich ließen und an Land gingen.

Die Mehrzahl der Tiere lebt jedoch aquatisch, das heißt, Axolotl verbringen ihr ganzes Leben im Wasser. „Offenbar würde das Verlassen ihrer Tümpel den Tieren keinen Vorteil verschaffen“, sagt Uwe Hoßfeld.

In Jena führte der Haeckel-Schüler Julius Schaxel ab 1918 Experimente mit Axolotls durch. Bis heute sind die Tiere – Nachfahren jener 34 aus Paris – beliebte Untersuchungsobjekte.

Hingegen sieht es für ihre wilden Verwandten in Mexiko-City düster aus. Als 2014 eine Bestandsaufnahme gemacht wurde, konnte kein einziges lebendes Exemplar gefunden werden.

Publikation

Reiß C, Olsson L, Hoßfeld U. 2015. The History of The Oldest Self-Sustaining Laboratory Animal: 150 Years of Axolotl Research, J. Exp. Zool. (Mol. Dev. Evol.) 9999B:1–12, 2015, DOI: 10.1002/jez.b.22617



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