Das war der 1. Internationale Tierschutzgipfel in Wien

(24.04.2018) Vier Pfoten lud am 24. April 2018 in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn in Wien zum 1. Internationalen Tierschutzgipfel. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „Tierschutz – Zukunftsfrage oder Luxusproblem?“

Mehr als 300 Gäste kamen zu den Vorträgen und Diskussionen der Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Ernährung, (Land-)Wirtschaft und Kunst. Höhepunkt des Gipfels war der Auftritt des chinesischen Konzeptkünstlers und Menschenrechtsaktivisten Ai Weiwei.


Heli Dungler mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis

Den Ehrenschutz für die Veranstaltung hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen übernommen. In seiner humorvollen Rede sprach er von Tierschutz „als einer Herzensangelegenheit“.

Tierschutz sei „Gott sei Dank kein Luxusthema mehr“. Es sei vielmehr „eine Existenzfrage, die uns alle angeht.“ Der Gipfel sei ein Schritt in die richtige Richtung: „Wir werden uns heute gemeinsam Fragen stellen und gemeinsam versuchen, dafür Lösungen zu finden.“


Ai Weiwei mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Heli Dungler

Der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, betonte ebenfalls die Bedeutung des Tierschutzes: „Wir müssen wieder zur Kenntnis nehmen, dass Tiere fühlende Wesen sind.“ Andriukaitis sprach von den bisherigen Errungenschaften der EU im Tierschutz, aber auch von den riesigen Herausforderungen, die noch bevorstehen.

Gastgeber Heli Dungler, Gründer und Präsident von Vier Pfoten, sprach in seiner Begrüßungsrede eine bittere Wahrheit an: Innerhalb der nächsten 30-40 Jahre wird sich die Zahl der Nutztiere auf der Erde verdoppeln.

Vor allem die Schwellenländer werden ihren Fleischkonsum stark erhöhen. Dungler warnte vor den Auswirkungen dieser Entwicklung nicht nur auf das Tierwohl, sondern auch auf die Umwelt.


Bundespräsident Alexander Van der Bellen am IAWS 2018

Die Keynote zum Thema „Die Erde für uns alle?“ übernahm der bekannte Autor, Aktivist und Wissenschaftler Raj Patel.

Er stellte in seinem lebhaften und unterhaltsamen Vortrag vor allem die billige Massenproduktion mit all ihren verheerenden Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt in den Mittelpunkt. 

In seinem mit Spannung erwarteten Interview auf der Bühne erzählte Ai Weiwei von seiner persönlichen Verbindung mit Vier Pfoten: Als er vor wenigen Jahren in Gaza über Flüchtlinge recherchierte, stieß er dort auf einen Tiger, der von Vier Pfoten gerettet wurde.

Tiere, so Ai Weiwei, seien immer Teil des menschlichen Lebens – und viel zu lange Opfer des Menschen gewesen. Es sei Zeit, sich auf die menschlichen Werte zu besinnen und mehr Verantwortung gegenüber allen lebenden Geschöpfen zu zeigen.


Raj Patel

Im Rahmen der Interview-Session wurden sowohl die jordanische Prinzessin Alia, Gründerin der „Princess Alia Foundation“ und seit langem Wegbegleiterin von Vier Pfoten, und die bekannte österreichische Tierschützerin und Journalistin Maggie Entenfellner von Heli Dungler zu Sonderbotschafterinnen des Tierschutzgipfels ernannt.

Der Nachmittag war dann den Themenschwerpunkten Lebensraum, Wirtschaft und Ernährung gewidmet. Beim Panel ‚Ernährung. Wieviel Tier braucht unser Essen?‘ wurden die Zukunft der Ernährung bzw. alternative Ernährungskonzepte besprochen.

Der Panel ‚Wirtschaft‘ brachte nicht nur spannende Beispiele aus der Praxis, sondern zeigt auch das Spannungsverhältnis zwischen Tierwohl, Nachhaltigkeit und Ethik einerseits und rein wirtschaftlichen Unternehmenszielen andererseits.

Mit dem Thema Gütesiegel, das Motivforscherin Helene Karmasin in einem Vortrag beleuchtete, legte der Gipfel auch bewusst einen Fokus auf ein sehr aktuelles Verbraucherthema.

Ein besonderes Highlight war auch die Fishbowl-Diskussion um das heikle Thema „Krisen, Kriege, Katastrophen - Haben Tiere ein Recht auf Rettung?“, die mit der jordanischen Prinzessin Alia, Gründerin der „Princess Alia Foundation“, Journalistin Corinna Milborn, Marcus Bachmann von „Ärzte ohne Grenzen und Phone Win, Mediziner der NGO „Mingalar Myanmar“ hochrangig besetzt war.

Durch die Veranstaltung führte, gewohnt charmant, die Journalistin Nadja Bernhard. Sie moderierte auch die Abschlussdiskussion.

Deren Teilnehmer Raj Patel, Paul Waldau (Professor am Canisius College in Buffalo, New York, und an der Schnittstelle von Tierwissenschaft, Recht, Ethik, Religion und Kulturwissenschaft tätig), Dr. Tanja Busse (deutsche Journalistin und Autorin des Buchs "Die Wegwerfkuh. Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können") und die britische Corporate Responsibility-Expertin Nicky Amos kamen noch einmal auf das Motto des Gipfels „Tierschutz – Zukunftsfrage oder Luxusproblem?“ zurück.



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