TiHo-Forscher entdecken genetische Ursache für Körpergrößen bei Pferden

(14.02.2013) Ponys haben maximal ein Stockmaß von 148 Zentimetern. Liegt ihre Widerristhöhe darüber, zählen sie zu den Großpferden. Wissenschaftler des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) haben die genetischen Ursachen für die unterschiedlichen Körpergrößen bei Pferden untersucht und ein Gen entdeckt, das das Größenwachstum sehr stark beeinflusst.

Die Forscherinnen und Forscher haben tausende genetischer Varianten zwischen Ponys und Großpferden verglichen, um herauszufinden, ob es eine Mutation für die Größenunterschiede bei Pferden gibt. Diese sogenannten Punktmutationen oder Einzelnukleotid-Polymorphismen (Single Nucleotide Polymorphisms, SNPs) sind die häufigsten genetischen Varianten.

Über Genexpressionsanalysen konnten die Wissenschaftler das entscheidende Gen für die Größenentwicklung der Pferde dann identifizieren. Das Ergebnis haben sie jetzt in dem internationalen Fachmagazin PLoS One veröffentlicht http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0056497.

Für das Größenwachstum der Pferde ist eine Mutation verantwortlich, die das Gen LCORL (ligand-dependent nuclear receptor compressor-like protein) beeinflusst. Die veränderte Erbinformation bewirkt, dass das Gen bei großen Pferden seltener abgelesen wird als bei Ponys.

"Daraus schließen wir, dass LCORL das Größenwachstum bei Pferden begrenzt. Je stärker LCORL exprimiert wird, desto kleiner sind die Pferde ", sagt Professor Dr. Ottmar Distl, Leiter des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung der TiHo. Alle ursprünglichen Przewalski-Wildpferde tragen die Ponymutation in sich und auch die Vollblutaraber besitzen nur diese Genvariante. 

Warmblutpferde zeigen eine große Spannbreite in der Widerristhöhe und eine sehr große genetische Variation. Für fast die Hälfte dieser Variation ist die regulatorische Mutation für das Gen LCORL verantwortlich. Die kleineren Warmblutpferde sind homozygot für die Ponymutation, also reinerbig. Warmblutpferde im mittleren Bereich tragen die beiden genetischen Varianten, sind also heterozygot (mischerbig) und die großen Warmblutpferde sind homozygot für die Mutation der Großpferde.

Bei großen Kaltblutpferderassen wie dem Rheinisch-Deutschen Kaltblut, Sächsisch-Thüringischen Kaltblut, Noriker und Süddeutschen Kaltblut gibt es keine Tiere mit der homozygoten Ponymutation, und nur in Einzelfällen kommen heterozygote Tiere vor. "Die Verteilung der Ponymutation bei den verschiedenen Pferderassen lässt darauf schließen, dass die bei großen Pferden vorwiegend vorkommende Mutation erst während der Domestikation der Pferde in Westeuropa entstanden ist", erklärt Professor Distl.

Beim Menschen beeinflusst LCORL die Rumpf- und Hüftlänge, ist jedoch kein Hauptregulator für die Größe. Bei Pferden hingegen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass LCORL die Körpergröße der Pferde entscheidend beeinflusst. Zusätzlich sind an dem komplexen Merkmal "Körpergröße" aber noch weitere Gene beteiligt. Diese Genvarianten möchten die Wissenschaftler in weiteren Arbeiten suchen.

Pferdezüchter können die neuen Erkenntnisse für ihre Zuchtentscheidungen nutzen. Das Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der TiHo bietet einen Gentest dazu an. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Instituts: www.tiho-hannover.de/kliniken-institute/institute/institur-fuer-tierzucht-und-vererbungsforschung/dienstleistungen/gentest/gentests-pferd/



Weitere Meldungen

Plattentiere sind nicht nur Modellsysteme für die Krebsforschung, sondern insbesondere auch für Evolutionsbiologie; Bildquelle: Bernd Schierwater

TiHo-Wissenschaftler entdecken seltene Genstruktur im Erbgut von Plattentieren.

Plattentiere (Placozoa) sind die strukturell einfachsten vielzelligen Tiere. Sie eignen sich daher sehr gut als Modellsystem für verschiedene biologische Fragestellungen
Weiterlesen

Doggenwelpe; Bildquelle: R. Mischke

Gendefekt: Wenn Doggen mit zu viel Haut geboren werden

Einzelne Doggenzüchter beobachten seit einigen Jahren immer wieder Welpen, die übermäßig viel Haut entwickeln – mit einer sehr ausgeprägten Faltenbildung
Weiterlesen

Beim Dalmatiner wurde die Vererbung der angeborenen Innenohrtaubheit bisher am intensivsten untersucht; Bildquelle: majtas/Fotolia

Welche Gene machen Hunde taub?

Professor Dr. Ottmar Distl und Susanne Kluth aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) haben die genetischen Ursachen für die angeborene Innenohrtaubheit bei 235 Dalmatinern untersucht
Weiterlesen

TiHo

Genetische Ursache für Artenvielfalt der Insekten

TiHo-Wissenschaftler zeigen Zusammenhang zwischen evolutionären genetischen Veränderungen und Artenvielfalt
Weiterlesen

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

TiHo: 200.000 Euro für Diagnostik- und Therapiehalle für Pferde

Die Mehl-Mülhens-Stiftung hat an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover mit 200.000 Euro den Bau einer Diagnostik- und Therapiehalle gefördert
Weiterlesen

Neues Klinikum am Bünteweg

Feierliche Einweihung des Klinikums am Bünteweg

Nach 2,5-jähriger Bauzeit wurde am 26.4.2010 das Klinikum am Bünteweg der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) eröffnet. Während eines offiziellen Festaktes hat der Niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann symbolisch einen Schlüssel an TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif überreicht
Weiterlesen

Pferdeomnibus der Straßenbahn Hannover; Bildquelle: Wilhelm Hauschild. Bildarchiv Historisches Museum Hannover

Ausstellung: Pferde - Niedersachsens Stärke

TiHo stellt Leihgaben für Ausstellung im Historischen Museum
 
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen