Einzigartige Operationsmethode hilft kurznasigen Möpsen

(17.12.2010) Das Schönheitsideal beim Mops hat sich drastisch verändert: Im Jahr 1927 hatte diese Hunderasse noch eine längliche Kopfform mit einer deutlich ausgeprägten Nase. Hundert Jahre später gelten Möpse mit einer komplett runden Kopfform und kurzer Nase als attraktiv.


Prof. Dr. Oechtering fotografiert einen Mops vor der OP
Diese Tatsache beschert Prof. Dr. Gerhard Oechtering und seinem Team von der Klinik für Kleintiere der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig jede Menge Arbeit. In seinem Haus wurde vor sechs Jahren eine neue und weltweit einzigartige, lasergestützte Operationsmethode zur Behandlung des sogenannten Brachyzephalen-Syndroms bei Hunden und Katzen entwickelt.

Durch Überzüchtung ist mittlerweile der Nasenraum von Möpsen, englischen Bulldoggen, Boxern und Rassekatzen viel zu eng geworden, was bei den Tieren akute Atemnot und dadurch bedingte Bewegungsarmut sowie Zahnfehlstellungen verursacht. Mit Oechterings neuer OP-Methode wird der Nasenraum erweitert und das Gaumensegel gekürzt. Die Tiere können danach meist erstmals frei atmen und bekommen ein neues Lebensgefühl.

Patient Moritz liegt narkotisiert, mit rausgestreckter Zunge auf dem OP-Tisch. Prof. Oechtering und sein Team bereiten alles für den Eingriff vor. Die Nase des Mopses wurde vor zwei Wochen mit einem Laser operiert und soll nun noch einmal kontrolliert werden.

"Die Nase ist innen richtig schön frei", sagt der renommierte Veterinärmediziner, der vor jeder OP mit dem Fotoapparat Nahaufnahmen seiner tierischen Patienten macht. An dem Tag werden die Drainagen in der Nase des Mopses entfernt. Dann wird er in ein neues, zweites Leben entlassen.

So oder ähnlich beschreiben die Hunde- oder Katzenbesitzer die Zeit nach den Eingriffen in der Kleintierklinik der Universität Leipzig. Ihre Tiere seien viel beweglicher geworden, schnarchen nicht mehr und seien deshalb auch tagsüber wesentlich munterer als zuvor, heißt es in E-Mails an den Klinikdirektor.

Der Ausdruck "mopsfidel" stamme aus einer Zeit, als diese sehr fröhlichen und menschenliebenden Hunde tatsächlich noch herumtollen konnten, ohne gleich in Atemnot zu verfallen, erklärt der Experte. "Ich sage immer: Früher hatten die Hunde noch einen Beruf, wurden als Hüte- oder Jagdhunde gehalten.

Seit Beginn der Rassezucht in Vereinen vor etwa hundert Jahren haben die Tiere nach und nach ihre Aufgabe verloren. Sie werden auf ihre äußerlichen Merkmale gezüchtet", beschreibt Prof. Oechtering den Trend, der "unkontrollierbare Auswüchse" verursache. Neben den Atembeschwerden führe diese vom Menschen verursachte Entwicklung auch zu einer schnellen Überhitzung der Tiere, da deren Wärmeregulation wegen der kurzen Nasen nicht mehr funktioniere.

"Es fehlt die Qualitätskontrolle beim Züchter", kritisiert der Spezialist, dessen Patienten aus ganz Deutschland und auch aus Ländern wie Italien, Österreich, der Schweiz und Polen kommen. Durchschnittlich fahren die Tierhalter 300 bis 500 Kilometer, um ihren Hund oder ihre Katze in der Kleintierklinik der Universität Leipzig operieren zu lassen.

Der Eingriff kostet sie etwa 3500 Euro. An die 300 kurznasige Patienten wurden in der Kleintierklinik mit der neuen Lasermethode operiert. Der Bedarf ist Oechtering zufolge wesentlich größer.

Wegen der Kosten und des erheblichen Aufwandes scheuten jedoch viele Tierhalter diesen Schritt, bei dem überflüssiges Nasengewebe in den oft winzigen Tiernasen mit Hilfe eines Laser-Endoskops verdampft wird.

Nach den Eingriffen, für die mehrere modern ausgestattete Operationssäle zur Verfügung stehen, bleiben die Patienten noch eine Woche in stationärer Behandlung. Auch Moritz wird bald die Klinik verlassen und mit seinem Herrchen wieder ins heimatliche Fraureuth bei Zwickau zurückkehren.

Der Besitzer hat nun gute Chancen, seinen Mops noch lange an seiner Seite zu haben. Prof. Oechtering will künftig mit dem renommierten Genetiker Prof. Dr. Ottmar Diestl aus Hannover enger zusammenarbeiten, um dem Zuchttrend zur Kurznasigkeit entgegenzuwirken. Allerdings sei unklar, ob gerade bei den Möpsen noch genügend gesundes Erbgut zur Umkehr dieser Entwicklung vorhanden ist.

www.kleintierklinik.uni-leipzig.de


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