Infektionsmedizinische Probleme beim Hund

(20.02.2012) Infektionsmedizinische Probleme beim Hund waren das Thema des gut besuchten AfT-Symposiums, das im Januar 2012 im Rahmen des 6. Leipziger Tierärztekongresses in Leipzig stattfand.

Akademie für Tiergesundheit Die Referenten gaben einen Überblick über die wichtigsten Infektionserkrankungen beim Hund sowie über deren Entstehung, Diagnose, Therapie und Prophylaxe.

In den einzelnen Themenblöcken wurden sowohl altbekannte Erkrankungen wie die Leptospirose und Borreliose aber auch weniger bekannte bakterielle Infektionen durch Brucella canis und Bartonella henselae vorgestellt. Weitere Schwerpunkte bildeten neue Erkenntnisse zu parasitären Erkrankungen und Virusinfektionen.

Bakterielle Infektionserkrankungen

Leptospirose ist eine weltweit verbreitete, auch beim Menschen vorkommende Erkrankung, verursacht durch den bakteriellen Erreger Leptospira. Ihr Verlauf ist abhängig vom Alter und Immunstatus des infizierten Tieres.

Besonders betroffen sind Nieren und Leber, aber auch andere Organe können geschädigt werden. Selbst bei intensiver medizinischer Betreuung überlebt nur etwa die Hälfte der erkrankten Hunde. Das Ausmaß des Nierenschadens ist dabei ausschlaggebend für die Langzeitprognose.

Eine eindeutige und möglichst frühe Diagnose einer Leptospirose ist auch deshalb wichtig, da infizierte Tiere als Reservoir dienen und ein potenzielles Zoonoserisiko darstellen. Die Impfung von Hunden wird daher dringend empfohlen.

Noch weitgehend ungeklärt ist die Bedeutung von Bartonella henselae beim Hund. Während dieses, auch als Erreger der Katzenkratzkrankheit des Menschen bekannte, Bakterium bei Katzen zu asymptomatischen Bakteriämien führt, die über lange Zeiträume anhalten können, entwickelt der Hund nach bisherigen Erkenntnissen ähnlich schwere Erkrankungen wie der Mensch.

Die Übertragung von Bartonellen erfolgt durch blutsaugende Arthropoden wie Flöhe, Läuse und Sandmücken. Beim Hund ist vermutlich die Zecke eine wichtige Infektionsquelle. Dies gilt auch für die Borreliose. Durch Zecken übertragene Infektionen, ausgelöst durch Spezies des Borrelia-burgdorferi-sensu-lato-Komplexes (Bbsl) können in Europa die Lyme-Borreliose beim Menschen hervorrufen. Auch bei Hunden kann eine Infektion zu klinischen Erkrankungen führen.

Auch Brucella canis gehört zu den zoonotischen Infektionserregern, ein Bakterium, das in der Vergangenheit in Deutschland nicht endemisch war, sondern nur vereinzelt in importierten Hunden nachgewiesen wurde. Aktuelle und nicht beachtete ältere Erkenntnisse lassen aber vermuten, dass der caninen Brucellose deutschlandweit derzeit eine größere Bedeutung zukommt als vermutet.

Der enge Kontakt zwischen Mensch und Hund begünstigt eine Übertragung der Bakterien vom Tier zum Menschen. Die Symptome sind vielfach unspezifisch, Hunde können auch symptomlose Träger sein. Die Erreger sind gegen Antibiotika empfindlich, eine Impfung steht jedoch nicht zur Verfügung.

Virusinfektionen

In einem weiteren Vortragsblock referierten die Wissenschaftler über Virusinfektionen. Dazu zählt auch die Influenza beim Hund, die vor allem in den USA und dort speziell bei der Rasse Greyhounds vor einiger Zeit für Aufmerksamkeit sorgte, weil diese Tiere an hämorrhagischer Lungenentzündung mit zum Teil tödlichem Verlauf erkrankten.

Es handelte sich um Infektionen eines Influenzavirus des Subtyps H3N8. Außerhalb der USA sind bislang nur wenige, sporadische Fälle von H3N8-Infektionen beschrieben worden. Weitere Subtypen traten bislang nur selten, beispielsweise in Asien und Italien auf.

Über den aktuellen Stand zur Parvovirose und Hundestaupe wurde ebenfalls ein Überblick gegeben. Beide Krankheiten sind mit Impfstoffen gut zu kontrollieren. Die Staupe wird hervorgerufen durch ein Paramyxovirus (Hundestaupevirus, Canine distemper virus, CDV).

Seit einigen Jahren wird wieder von einem gehäuften Auftreten der Staupe berichtet. Hierbei könnte das breite Wirtsspektrum des CDV eine Rolle spielen. Hierzulande ist insbesondere die Infektion der Füchse von Bedeutung.

Ein weiterer Grund könnte im Import von Hunden  aus dem Ausland, insbesondere Osteuropa, zu sehen sein. Vielleicht spielt auch einen gewisse „Impfmüdigkeit“ der Besitzer eine Rolle. Die canine Parvovirusinfektion (Parvovirose) ist eine relativ neue Erkrankung, die etwa 1978 weltweit (pandemisch) ihren Anfang nahm.

Es sind Hunde aller Altersstufen empfänglich (und scheiden Virus aus), Erkrankungen finden sich jedoch vorwiegend bei jungen Hunden.

Die neuen Virustypen sind geographisch unterschiedlich weit verbreitet und in den letzten Jahren scheinen sich lokale Varianten herauszubilden, die auch Katzen infizieren und das Krankheitsbild der Katzenseuche hervorrufen können. Es wurde auch von Mischinfektionen mit felinem und caninem Parvovirus (FPV/CPV) berichtet.

Parasitäre Infektionserkrankungen

Aus der Vielzahl der parasitenbedingten Infektionen wurden die canine Leishmaniose und die canine kutane Dirofilariose herausgestellt. Beide Erkrankungen sind vor allem im Mittelmeerraum verbreitet und werden in letzter Zeit auch in Deutschland zunehmend diagnostiziert.

Betroffen sind vor allem aus dem Ausland importierte Tiere und solche, die bei Urlaubsreisen in südliche Länder mitgenommen wurden. Vereinzelt wurden auch schon Infektionen bei Tieren, die selbst nicht im Ausland gewesen sind, nachgewiesen.

Die canine Leishmaniose ist eine schwerwiegende, chronische Erkrankung mit endemischer Ausbreitung im Mittelmeerraum, Asien und Lateinamerika.

Haupterreger der viszeralen Leishmaniose des Hundes ist Leishmania (donovani) infantum. Es handelt sich um einen zu den Protozoen zählenden Blutparasiten, welcher auch Auslöser der viszeralen Leishmaniose des Menschen ist und durch Mücken übertragen wird.

Da die Behandlung erkrankter Tiere sehr aufwändig ist und die Tiere – trotz Therapie – lebenslang infiziert bleiben, kommt Präventionsmaßnahmen eine essentielle Rolle zu. Die Aufklärung hierüber ist besonders wichtig, da die Zahl der Hunde, welche im Urlaub in mediterrane Länder verbracht und die aus diesen Ländern importiert werden, stetig wächst.

Wichtig ist der Schutz vor den Stichen der Sandmücke. Neu zugelassen wurde kürzlich ein Impfstoff gegen die Leishmaniose.

Auch die canine kutane Dirofilariose wird durch Mücken übertragen. Erreger sind Dirofilaria repens. In der Regel stammen erkrankte Hunde aus dem Ausland. Durch die adulten Würmer werden Hautveränderungen ausgelöst.

Die Einschleppung und Endemisierung ließe sich vermeiden, wenn alle Hunde mit Aufenthalt in Endemiegebieten bzw. aus den Endemiegebieten mitgebrachte Tiere auf Mikrofilarien untersucht und prophylaktisch behandelt würden. Bei infizierten Tieren ist außerdem eine adultizide Behandlung notwendig.

Einen guten Überblick über diese und weitere parasitären Infektionen und ihre Bekämpfung geben die ESCCAP-Leitlinien und Empfehlungen, die unter www.esccap.de veröffentlicht sind.

Sie bieten Tierärztinnen und Tierärzten Empfehlungen und den Hundebesitzern Entscheidungshilfen, um für die Gesunderhaltung der Tiere zu sorgen.

Seit 2007 sind für Europa verschiedene Leitlinien erarbeitet worden, die sich beschäftigen mit der Bekämpfung von Wurminfektionen bei Hund und Katze sowie mit der Bekämpfung von Ektoparasiten, durch Vektoren übertragenen Krankheiten und Dermatophytosen.

Neu erstellt wurde auch eine Leitlinie mit Bekämpfungsempfehlungen zu Giardiose, Cryptosporidiose und Cystoisosporose, die derzeit noch ins Deutsche übersetzt wird.




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